Prinzipien der Barrierefreiheit im Hinblick auf Gestaltung und Design

Möchten Sie erfahren, wie Inhalte gestaltet und Zugangshürden beseitigt werden, damit sie barrierefrei nutzbar sind? Barrierefrei meint, allen Menschen einen adäquaten Zugang zu ermöglichen, deren Möglichkeiten und Fähigkeiten eingeschränkt sind. Zu den Behinderungen können sowohl eingeschränkte Sinne wie auch verminderte motorische oder kognitive Fähigkeiten zählen.

Unterstützt durch Assistive Technologien und ohne fremde Hilfe können so alle Anwendergruppen z. B. barrierefreie PDFs und Webseiten nutzen. Für Menschen mit Behinderungen bedeuten digitale Medien die Chance einer gleichberechtigten, sozialen Teilhabe.

Wie unterscheiden sich „Universelles Design“, „Design für Alle“ und „inklusives Design“?

Häufig kommt es vor, dass diese Begriffe gleichgesetzt oder synonym verwendet werden. Doch sie unterscheiden sich schon in ihrem Grundgedanken durch unterschiedliche kulturelle Entwicklungen:

Universelles Design

Dieses ursprünglich in der architektonischen und industriellen Designwelt der USA entstandene Konzept stellt die individuellen Rechte des Einzelnen in den Mittelpunkt: Jede Person soll einen gleichberechtigten Zugang erhalten: ob zu einem Produkt, Gebäude oder Service. Dafür wurden einheitliche Richtlinien geschaffen. „Universelles Design“ ist auch markt-/gewinnorientiert und wird evaluiert, ob es auch für so viele Menschen wie möglich erfolgreich umgesetzt wurde.

Design für Alle (DfA)

In Europa wird in dieser Strategie sowohl die Einheitlichkeit aller Länder als auch den Erhalt der jeweiligen Unterschiede ermöglicht. „Design für Alle“ erlaubt, verschiedene Gruppen von Menschen zu integrieren, ohne jedoch eine Einheitlichkeit zu erzwingen. Europäischen Ländern stehen, um Ziele zu erreichen, mehrere Möglichkeiten zur Verfügung. Dabei steht soziales Engagement mit einer Teilhabe an der Gemeinschaft im Vordergrund.

Inklusives Design

Bei inklusivem Design geht es darum, niemanden auszugrenzen, sondern ein Gefühl der Zugehörigkeit zu vermitteln. Denn Faktoren wie Behinderungen, Alter, Geschlecht, Herkunft oder Kultur können Einfluss darauf haben, wie Design wahrgenommen wird. Inklusives Design setzt sich das Ziel, allen Menschen in jeder Nutzungssituation ein angenehmes Erlebnis zu bieten. Dabei ist es jedoch nicht nötig, dass es ein einziges Design gibt, das für alle Menschen zugleich gilt.

Barrierefreiheit im Hinblick auf eine gleichwertige Informationsvermittlung

Auch Menschen mit Handicaps soll ermöglicht werden, ohne besondere Erschwernis und ohne fremde Hilfe, Medien nutzen zu können. Dafür sind Zugangshürden bei akustischen und visuellen Informationsquellen zu beseitigen. Um die Inhalte konsumieren zu können, sind je nach Einschränkung aber Technische Hilfsmittel, sogenannte Assistive Technologien, notwendig. So sollten …

  • Seheingeschränkte/Blinde statt visueller Informationen Bildbeschreibungen angeboten sowie Texte vorgelesen bekommen.
  • Hörgeschädigte statt Audioaufnahmen Untertitel oder Gebärdensprache als Alternative erhalten.
  • Bewegungseingeschränkte oder Personen mit fehlenden Händen oder Armen Spezialmäuse und Sprachsteuerung nutzen können.
  • Personen mit kognitiven Einschränkungen Inhalte in einer leicht verständlichen Sprache und komplexere Sachverhalte in anschaulichen Grafiken vermittelt werden.
Assistive Technologien
Interessiert Sie, welche Hilfsmittel es gibt und für welche Handicap-Arten zur Mediennutzung sie infrage kommen?
Assistive Technologien

Wichtige in Deutschland geltende Normen und Richtlinien zur Erstellung barrierefreier Medien

  • DIN-Norm 1450
  • Barrierefreie-Informationstechnik-Verordnung (BITV)
  • Web Content Accessibility Guidelines (WCAG)

Welche Grundsätze gelten für eine barrierefreie Gestaltung?

Ziel eines barrierefreien Designs ist, allen Menschen in jeder Nutzungssituation ein vergleichbares Nutzungserlebnis und Zugang zu den Inhalten zu sichern. Dabei dürfen einzelne Nutzergruppen bei der Erstellung barrierefreier Inhalte weder zu bevorzugt noch benachteiligt werden. Das kann manchmal ein Spagat sein. Digitale Medien bieten dabei gegenüber Printprodukten den großen Vorteil einer individuellen Einstellbarkeit, wie z. B. Kontrast, Farbschema, Schriftgrößen und die Zoomfunktion. Deshalb sollten alle Inhalte barrierefrei auf Webseiten oder mit PDF-Dokumenten bereitgestellt werden. Aus diesem Grund sind viele der zu berücksichtigenden Grundsätze bei der Erstellung barrierefreier Medien auch technischer Art:

  • Designidee: Unterstützt die Gestaltung die Botschaft?
  • Verständlichkeit: Weisen die Texte eine gute Leserbarkeit auf? Faktoren sind Schriftart und -größe, Satzspiegel und das Verhältnis zueinander; das Vermeiden von Abkürzungen sowie starke Kontraste (s. auch unten „Typographie“!)
  • Klarheit: Ist die Gestaltung schnell zu überblicken, die Lesereihenfolge eindeutig und eine Zuordnung von Abbildungen, Grafiken und Diagrammen möglich?
  • Eindeutigkeit: Wurde vermieden, dem Layout oder den Texten eine Bedeutung durch Farben zu verleihen, oder auch Texten durch Unterstreichungen, Fettungen oder kursivem Schriftschnitt?
  • Priorisierung: Werden die wichtigsten Informationen hervorgehoben oder Zusammenfassungen angeboten?
  • Dialog: Gibt es Kontaktmöglichkeiten für Fragen (oder Hyperlinks) zu weiteren Informationen?

Zusätzlich für digitale Medien

  • Wahrnehmbarkeit: Gibt es Alternativtexte für visuelle Inhalte?
  • Bedienbarkeit: Lassen sich eine Tastatur oder Assistive Technologien (Hilfsmittel) einsetzen?
  • Anpassungsfähigkeit: Gibt es leicht zu handhabende Bedienelemente zur individuellen Einstellung und zur Navigation?
  • Navigierfähigkeit: Kann man einfach zu gesuchten Inhalten gelangen und bestimmen, wo sich Nutzende befinden?
  • Ausfüllbarkeit: Können Eintragungen in Formularfelder gut vorgenommen werden?
  • Mehrwert: Werden technische Funktionen optimal genutzt, einen Zugewinn zu stiften?
  • Auswahlmöglichkeit: Lassen sich komplexere Aufgaben auf verschiedenen Wegen lösen?
  • Robustheit: Sichern aktuelle Techniken eine hohe Kompatibilität?

Zusätzlich für inklusive Medien

  • Kulturelle Besonderheiten und Traumata: Werden Abbildungen oder Inhalte verwendet, die Menschen schockieren könnten? Dann sollte zumindest an geeigneten Stellen darauf hingewiesen werden, das solche Inhalte folgen.
  • Visuals: Spiegelt sich Diversität in der Nutzung genügender Bilder wider?

Typografie

Gliederung und Satzaufbau

  • Klare Leserichtung: von oben nach unten, von links nach rechts
  • Textblöcke: in Spalten setzen und Absätze möglichst klar voneinander trennen
  • Pagina/Seitenzahl: sollten jeweils am unteren Seitenrand stehen

Schrift und Leserlichkeit

  • Schriftart: für Fließtexte haben sich serifenlose Schriften (Grotesk) mit geringem Strichstärkenkontrast (geringer Unterschied zwischen dicken und dünnen Strichen) gegenüber Serifenschriften (Antiqua) bewährt.
  • Buchstabenformen: bei der Schriftauswahl humanistische Schriftvarianten mit „offenen“ (a, e, s) und deutlich unterscheidbareren Buchstabenformen (I, l, a, q, g) und hohen Mittellänge wählen.
  • Schriftschnitt für Fließtexte: regular, auf leichte fette, und kursive Schriften verzichten
  • Schriftgrößen: für Fließtexte 12 pt (für spezielle Publikationen für Menschen mit Sehbehinderung sogar 14-16 pt), Headlinegröße mit deutlichem Unterschied zum Fließtext
  • Buchstabenabstand/Laufweite: nicht verringern
  • Schreibweise: gemischte Schreibweise mit Groß- und Kleinbuchstaben, keine Kapitälchen oder Versalien
  • Zeilenlänge: möglichst nicht länger als 40 Zeichen
  • Zeilenabstand: 1,5-facher Wert der Schriftgröße
  • Ausrichtung: Linksbündiger Flattersatz, kein Blocksatz und nicht auf Mittelachse (zentriert)
  • Schrift auf Bild oder Hintergrund: möglichst vermeiden, sonst auf hohen Helligkeits- und Farbkontrast achten

Bilder, Linien und Piktogramme

  • Bilder: möglichst kontrastreich
  • Linien: mindestens 1 Punkt stark, aber allzu dicke Linien vermeiden
  • Piktogramme und Symbole: wenn sie mehr Übersichtlichkeit bringen und gut erkennbar sind
    Druck und Weiterverarbeitung
  • DIN-Formate: möglichst keine Sonderformate
  • Papier: Naturpapier oder Bilderdruck (matt) nutzen, da reflexionsarm
  • Opazität: Mindestens 100 bis 150 g/qm Papier, damit Bilder und Texte der Rückseite nicht durchscheinen
  • Falzungen (ob einfach-, Wickel- oder Leporello-Falz): möglichst einfach aufzufalten

Beispiele, wie Barrierefreiheit einen Mehrwert für alle stiftet

Die effektive Nutzung des Potentials digitaler Medien kann gesteigert werden, wenn z. B. folgende nützliche Funktionen angeboten werden:

  • Sprachsteuerung und Sprachumwandlung: Sprachnachrichten in Text umwandeln | Primär: Menschen mit eingeschränkter Seh- und Hörkraft, Bsp.: verbavoiceserver.de | Alle: Jeder kennt die lästigen, unerwünschten Autokorrekturen. Doch geht das schneller als ein Eintippen und es gibt auch geeignetere Apps wie „Chat App ICQ“.
  • Geolokalisierung: Durch fremde Umgebungen navigieren | Primär: Menschen mit eingeschränkter Sehkraft, Bsp.: ariadnegps.eu | Alle: Sind beim wandern, Rad- oder Autofahren unverzichtbar geworden.
  • Untertiteln und Transkription in Videos | Primär: Menschen mit Einschränkungen des Gehörs | Für alle: Nutzende können Videos auch in einer lauten Umgebung und wenn andere Menschen, z. B. in Verkehrsmitteln, nicht gestört werden sollen oder Kopfhörer nicht vorhanden sind, konsumieren.
  • Anklickbare Inhaltsverzeichnisse und Lesezeichen in PDFs | Primär: Menschen mit Seh- und Bewegungseinschränkungen | Alle: Beides ist auch nützlich für Menschen ohne Einschränkungen, um rasch zu gewünschten Informationen zu gelangen. Diese Funktionen sind ein „Nebenprodukt“ bei der Erstellung barrierefreier PDFs.

Haben Sie weitere hilfreiche Anwendungen und Beispiele, die hier hinzugefügt werden können? Dann schreiben Sie bitte an: info@konturenreich.de

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